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Grundsätzlich geht es beim Investieren um’s Geld verdienen: Möglichst viel, mit möglichst geringem Risiko. So viel zur Lehrbuchökonomie.

Viele Marktteilnehmer hinterfragen auch die Wirkung ihrer Investments. Denn oft haben wir die Wahl – zwischen Investments mit positiven oder eher negativen Wirkungen, die ein vergleichbares Chance-/Risikoprofil ausweisen. Aber können Investments auch dazu beitragen, Frieden zu stiften?

Dieser Tage scheint die Antwort offensichtlich. Schließlich konnten auch die vielen gut gemeinten Investments, die Kriege in der Ukraine, im Kaukasus und den neuerlichen Krieg im Nahen Osten nicht verhindern. Und doch wäre diese Antwort falsch.

Kritik an Hilfs- und Entwicklungsgeldern

Nach den abscheulichen Massakern der Hamas von Gaza aus, sind Diskussionen um Hilfs- und Entwicklungsgelder entbrannt. Auf der einen Seite formieren sich die Gegner, die einen sofortigen Stopp der Zahlungen fordern, um zu verhindern, dass weiterhin Gelder an die Terrororganisation fließen. Die andere Fraktion argumentiert mit der humanitären Katastrophe, die im Gazastreifen voraussichtlich ein nie dagewesenes Ausmaß erreichen wird.

Deutschland ist aufgrund seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit einer der großen Geldgeber. Es ist daher zu erwarten, dass in den kommenden Wochen noch deutlich intensiver über die Vergabe von Hilfs- und Entwicklungsgelder diskutiert wird. Leider werden sich die Populisten zu Nutze machen, dass es keine einfache Antwort auf diese komplexe Thematik gibt und ihrerseits mit plakativen Forderungen versuchen, weitere Stimmen einzuwerben.

Aber nicht allein durch den jüngsten Krieg im Gazastreifen, sondern auch aufgrund der Herausforderungen auf dem afrikanischen Kontinent, wird die Praxis der Geldvergabe kritisch hinterfragt. Es wird aber keine einfache und allgemeingültige Lösung geben, da Entwicklungshilfe in vielen Formen geleistet wird: Sie ist nicht per se die „Gießkanne“, die vor allem die Populisten in ihr sehen und kritisieren, dass deswegen nur ein geringer Teil bei den Bedürftigen ankommt. Viele Entwicklungsprojekte sind sehr konkret und fokussiert.

Die Wirkung von Entwicklungshilfe: zwischen Soforthilfe und Abhängigkeiten

Viel gewichtiger als die Frage, ob und wieviel Geld bei den falschen Empfängern ankommt, ist jedoch die Frage nach der tatsächlichen Wirkung von Entwicklungshilfe. Außer Frage steht, dass Hilfslieferungen und -gelder die unmittelbare Auswirkung von Katastrophen und Fehlentwicklungen mildern kann. Sie ist unverzichtbar, um Menschen in größter Not zu helfen.

Aber sie scheint ungeeignet, eine langfristige Lösung zu bieten. Und noch problematischer ist, dass ähnlich wie bei Schmerzmedikamenten, die langfristige Vergabe von Hilfsgütern und -geldern zu negativen Nebenwirkungen und sogar zu Abhängigkeiten führen kann. Nebenwirkungen, die sich am Beispiel des Gazastreifens aktuell offenbaren, wo ca. 2 Mio Menschen schon vor der aktuellen Eskalation unmittelbar abhängig von internationaler Hilfe waren.

Investitionen als Motor für nachhaltigen Frieden und Entwicklung

Investments hingegen beruhen auf Gegenseitigkeit. Die Kapitalgeber vertrauen darauf, dass ihr Geld inklusive einer Rendite zurückgezahlt wird.  Die Empfänger werden zu Akteuren und müssen ihrerseits die Gelder nutzen, um Gewinne zu erwirtschaften und sich unabhängig von neuerlichen Injektionen zu machen. Investments sind eine Initialzündung.

Wirtschaftliche Aktivitäten führen zu einem konkurrierenden Ökosystem. Und wie in der Natur, entwickeln auch unternehmerische Ökosysteme eine eigene Widerstandsfähigkeit.

Der wesentliche „Frieden stiftende“ Aspekt findet hingegen in den Köpfen statt. Wer von der Sicherheit einer Unternehmung profitieren will, wird aktiv daran mitwirken. Diese Mitwirkung führt zu Identifikation: ein „Wir-Gefühl“, das auch über die eigene Familie und ethnische oder ideologische Grenzen gehen kann.

Sie fördert außerdem den Selbsterhaltungstrieb: Niemand wird dauerhaft eine Ideologie verfolgen, die seine eigene (wirtschaftliche) Substanz gefährdet.

Vielmehr können Perspektiven einer wirtschaftlichen Sicherheit und eine Teilhabe, Menschen davon abhalten, sich zu radikalisieren. Die großen Konflikte der Vergangenheit basieren (nahezu ausschließlich) auf einer wirtschaftlich prekären Lage. Diese Umstände ermöglichte es Kriegstreibern, Menschen mit dem Versprechen und der Aussicht auf eine bessere Zukunft zu beeinflussen.

Indem wir unsere Investments als Initialzündung für unternehmerische Initiativen nutzen, ermöglichen wir Menschen reale und greifbare Verbesserungen statt leerer Versprechen.

Teilhabe durch Mikrofinanz

Gut gemachte Mikrofinanzierung setzt Kleinstdarlehen vorrangig in einkommens-schwachen Gegenden ein, um Menschen eine unternehmerische Teilhabe zu ermöglichen. Eine Vielzahl von langfristigen Studien zur Mikrofinanz kommen zu dem Ergebnis, dass neben der unternehmerischen Teilhabe und einer gewissen Steigerung des Wohlstands, vor allem auch positive Effekte für die Gesundheitsvorsorge, für Bildung und im Kampf gegen Korruption entstehen. Zudem kann Mikrofinanz eine deutlich längerfristige Perspektive auf die Nutzung natürlicher Ressourcen ermöglichen.

Verhindert Mikrofinanz dadurch Kriege? Mittelfristig ja.

Und „mittelfristig“ umfasst in diesem Zusammenhang 1-2 Generationen. Wenn wir kontinuierlich kleine Initialzündungen ermöglichen, können wir Menschen – unabhängig von politischen oder religiösen Zielen – Sicherheit und Perspektiven bieten. Wir sind über die Investments mit diesen Menschen verbunden. Einseitige Abhängigkeiten können deutlich reduziert werden.

Leider können wir Kriege nicht durch Investmententscheidungen befrieden.

Aber wir können die Grundlage für einen langfristigen Frieden stiften.

 

Können Investoren Frieden stiften?

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